Goog­le bie­tet 3,2 Mil­lio­nen Euro für Pres­­se-Rech­­te

Goog­le hat für das Reper­toire von Corint Media, das rund ein Drit­tel der deut­schen Pres­se­leis­tungs­schutz­rech­te ver­eint, eine Zah­lung von 3,2 Mil­lio­nen Euro ange­bo­ten. Auf den gesam­ten Markt über­tra­gen, wür­de Goog­le damit rund 10 Mil­lio­nen Euro für die deut­schen Pres­se­leis­tungs­schutz­rech­te anbie­ten. Bei einem geschätz­ten Umsatz von 11,3 Mrd. Euro ent­sprä­che dies einem Lizenz­satz von 0,1 Pro­zent. Corint Media hat­te als ange­mes­se­ne Ver­gü­tung von Goog­le eine Zah­lung in Höhe von 420 Mil­lio­nen Euro gefor­dert. Eine Lizen­zie­rung der Nut­zun­gen Goo­gles ist auf die­ser Basis unmög­lich. Bei der Durch­set­zung des Pres­se­leis­tung­s­chutz­rech­tes steht nun das lau­fen­de Ver­fah­ren des Bun­des­kar­tell­amts gegen Alpha­bet und Goog­le als Markt­be­he­herr­scher im Fokus.

Pres­se­mit­tei­lung
Ber­lin, 03.03.2022
Corint Media-Geschäfts­füh­rer Chris­toph Schwennicke (l.) und Mar­kus Run­de

Goog­le hat Corint Media ein Ange­bot über 3,2 Mil­lio­nen Euro für die ver­tre­te­nen Leis­tungs­schutz­rech­te von 300 Pres­se­ver­öf­fent­li­chun­gen vor­ge­legt. Umge­rech­net auf die Gesamt­heit der deut­schen Pres­se, von der Corint Media rund ein Drit­tel ver­tritt, wür­de dies eine Zah­lung in Höhe von nur 10 Mil­lio­nen Euro für alle deut­schen Pres­se­leis­tungs­schutz­rech­te bedeu­ten. Die­sem Vor­schlag steht ein Goog­le-Umsatz in Deutsch­land im Jahr 2021 von rund 11,3 Mrd. Euro gegen­über.

Die ange­bo­te­ne Sum­me ist die ers­te Zahl, die Goog­le als Zah­lung für die von Corint Media ver­tre­te­nen Rech­te nennt. Goog­le hat­te den von Corint Media erstell­ten Lizenz­ver­trag über eine Zah­lung von 420 Mio. Euro p.a. und schließ­lich auch eine Inte­rims­ver­ein­ba­rung abge­lehnt. Die­se soll­te die andau­ern­de Situa­ti­on been­den, in der Goog­le seit Inkraft­tre­ten des Pres­se­leis­tungs­schutz­rechts im Juni 2021 rechts­wid­rig in das Pres­se­leis­tungs­schutz­recht ein­greift, indem der Such­ma­schi­nen­kon­zern Inhal­te von Pres­se­ver­la­gen in sei­nen Ange­bo­ten nutzt, ohne die­se Nut­zung zu ver­gü­ten. Par­al­lel dazu soll­ten Gerich­te und Behör­den im wei­te­ren Ver­fah­ren über mög­li­che strei­ti­ge The­men des Urheber‑, sowie des Kar­tell­rechts ent­schei­den.

Die Lizenz­sum­me i.H.v. 420 Mil­lio­nen hat­te Corint Media auf Basis des für 2022 geschätz­ten Goog­le ‑Umsat­zes in Deutsch­land in einer Höhe von 12,4 Mil­li­ar­den Euro und eines dar­auf ange­wen­de­ten Pro­zent­sat­zes im unte­ren Bereich übli­cher Ver­gü­tungs­sät­ze berech­net. Goog­le will über Höhe und Bemes­sung der Zah­lung allein ent­schei­den und lehnt im Fall kol­lek­ti­ver Rech­te­wahr­neh­mung die übli­che Rege­lung, wonach den Rech­te­inha­bern von den Nut­zern ein Pro­zent­satz auf die im Jah­res­ab­schluss tes­tier­ten Umsät­ze als ange­mes­se­ne Ver­gü­tung zu zah­len ist, ab. Dabei ver­sucht Goog­le, ent­schei­den­de geld­wer­te Vor­tei­le außer Acht zu las­sen, die das Unter­neh­men durch die Anzei­ge von Pres­se­ver­öf­fent­li­chun­gen genießt. So wer­den Pres­se­ar­ti­kel u. a. genutzt, um die Inter­es­sen von Nut­zern für tar­ge­ted adver­ti­sing aus­zu­wer­ten. Außer­dem erhal­ten Goo­gles Pro­duk­te durch die Anzei­ge von Pres­se­ar­ti­keln mit objek­ti­ven und nicht wer­be­ge­trie­be­nen Inhal­ten eine hohe Glaub­wür­dig­keit und damit Attrak­ti­vi­tät bei den Nut­zern von Goog­le.

Das Bun­des­kar­tell­amt unter­sucht der­zeit u.a. das Pro­dukt Goog­le News Show­ca­se, das die Durch­set­zung von Pres­se­leis­tungs­schutz­rech­ten stark beein­träch­tigt. Dazu der Prä­si­dent des Bun­des­kar­tell­amts, Andre­as Mundt:„Par­al­lel zu dem Ver­fah­ren zum Goog­le News Show­ca­se behal­ten wir die Ver­hand­lun­gen zur Ver­gü­tung des Leis­tungs­schutz­rechts genau im Blick.“  Das Amt hat­te bereits in einer Vor­ankün­di­gung bekannt­ge­ge­ben, dass es Show­ca­se im Hin­blick auf eine Selbst­be­vor­zu­gung Goo­gles bzw. eine Benach­tei­li­gung kon­kur­rie­ren­der Ange­bo­te Drit­ter, unter­sucht. Eine Frist, bis zu wel­cher Markt­teil­neh­mer die Vor­schlä­ge Goo­gles zur Abhil­fe die­ser Beden­ken bewer­ten konn­ten, ist am 8. Febru­ar 2022 abge­lau­fen. Eine Ent­schei­dung des Bun­des­kar­tell­amts könn­te den Markt für Pres­se­li­zen­zen neu ord­nen und das Ungleich­ge­wicht zwi­schen hun­der­ten von natio­na­len Pres­se­ver­le­gern und dem glo­ba­len Markt­be­herr­sch­er Goog­le in Tei­len behe­ben. Der euro­päi­sche und natio­na­le Gesetz­ge­ber hat­te die recht­li­che Grund­la­ge für die­sen Markt geschaf­fen, damit Ver­la­ge die Ver­lus­te durch die Dis­rup­ti­on u.a. des Wer­be­mark­tes wenigs­tens teil­wei­se abmil­dern kön­nen. Durch den Miss­brauch der Markt­macht durch Goog­le wird die­ser Lizenz­markt ent­schei­dend beschä­digt. Als bedeu­ten­der digi­ta­ler Dis­tri­bu­ti­ons­ka­nal legt Goog­le aktu­ell Prei­se für das Pres­se­leis­tungs­schutz­recht wider­spruchs­frei fest und übt durch schlech­te­re Dar­stel­lung sol­cher Pres­se­ver­öf­fent­li­chun­gen, die nicht koope­ra­ti­ons­wil­lig gegen­über Goog­le sind, wei­te­ren Druck aus. Die­ser Stra­te­gie folgt auch das aktu­el­le Ange­bot an Corint Media.

Chris­toph Schwennicke und Mar­kus Run­de, Geschäfts­füh­rer Corint Media:„Das Ange­bot von Goog­le über 3,2 Mio. Euro ist ein Schlag ins Gesicht für die Pres­se in Deutsch­land. Nach­dem allein Goog­le rund 40 Pro­zent der Wer­be­ein­nah­men der deut­schen Ver­le­ger „über­nom­men hat“, bie­tet es nun eine Zah­lung im Pro­mil­le­be­reich für die Nut­zung der Pres­se­leis­tungs­schutz­rech­te an. Goog­le hat 2021 – auch dank der Anzei­ge von Pres­se­ver­öf­fent­li­chun­gen – ins­ge­samt 11,3 Mil­li­ar­den Euro in Deutsch­land umge­setzt. Goog­le scheint mit Blick auf die­se Zah­len an einer Eini­gung mit Corint Media-Ver­le­gern nicht inter­es­siert zu sein. Damit sind jetzt die zustän­di­gen Behör­den und Gerich­te gefragt, die­sen durch Domi­nanz zer­rüt­te­ten Markt vom Kopf auf die Füße zu stel­len. Auch der Gesetz­ge­ber wird über­prü­fen müs­sen, wie mit glo­ba­len Kon­zer­nen umzu­ge­hen ist, die zwar in geord­ne­ten Rah­men­be­din­gun­gen wirt­schaf­ten wol­len, für die ande­rer­seits aber die Regeln des Rechts erkenn­bar nicht gel­ten sol­len.“

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