Exper­ten for­dern bes­se­ren Schutz von Medi­en­in­hal­ten bei Nut­zung durch KI

Corint Media-Ver­an­stal­tung „Don’t Dis­rupt Demo­cra­cy“: Exper­ten­run­de bewer­tet den Schutz von jour­na­lis­ti­schen Inhal­ten der­zeit als unzu­rei­chend. Anpas­sung der Geset­zes­la­ge ist drin­gend gebo­ten. For­sa-Umfra­ge im Auf­trag von Corint Media zeigt: Knapp die Hälf­te der Befrag­ten sorgt sich vor der zuneh­men­den Ver­brei­tung von Künstlicher Intel­li­genz und 94 Pro­zent for­dern eine Kenn­zeich­nung von Nach­rich­ten, die durch KI erstellt wur­den.

Pres­se­mit­tei­lung
Ber­lin, 29.11.2024

Im Rah­men einer Ver­an­stal­tung von Corint Media zum The­ma „Künst­li­che Intel­li­genz und Jour­na­lis­mus“ for­der­ten meh­re­re Exper­ten einen bes­se­ren Schutz von jour­na­lis­ti­schen Inhal­ten vor einer unge­re­gel­ten Ver­wen­dung durch Künst­li­che Intel­li­genz (KI). So plä­dier­te auf der Podi­ums­dis­kus­si­on der Rei­he „Don’t Dis­rupt Demo­cra­cy“ die Vor­sit­zen­de des Aus­schus­ses für Digi­ta­les im Deut­schen Bun­des­tag, Tabea Röß­ner MdB (Bünd­nis 90/Die Grü­nen), dafür, drin­gend das Urhe­ber­recht auf EU-Ebe­ne zu moder­ni­sie­ren: „Ansons­ten besteht die Gefahr, dass sich Jour­na­lis­mus künf­tig noch weni­ger finan­zie­ren kann und KI irgend­wann nur noch aus sich selbst speist, weil kei­ne neu­en krea­ti­ven Inhal­te mehr ein­flie­ßen. Das wäre fatal für die Viel­falt an Aus­drucks­for­men, Mei­nun­gen und letzt­lich für unse­re Demo­kra­tie.”

Auch der Vor­sit­zen­de des Deut­schen Jour­na­lis­ten-Ver­bands (DJV), Mika Beus­ter, warb mit Blick auf die dro­hen­den Gefah­ren durch KI für eine stär­ke­re Regu­lie­rung: „Künst­li­che Intel­li­genz kann für Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten ein wert­vol­les Werk­zeug bei ihrer all­täg­li­chen Arbeit sein. Ohne eine über­zeu­gen­de Regu­lie­rung über­wie­gen aller­dings die Gefah­ren – eine Flut­wel­le von künst­lich gene­rier­ten Faken­ews droht, demo­kra­ti­sche Gesell­schaf­ten wei­ter zu spal­ten, gleich­zei­tig ent­zie­hen die Platt­form­kon­zer­ne einer tra­gen­den Säu­le des Jour­na­lis­mus die wirt­schaft­li­che Grund­la­ge. Dabei sind es doch die Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten, die die natür­li­chen Fress­fein­de der Des­in­for­ma­ti­on sind.“

Pro­fes­sor Tobi­as Fried­rich, der am Has­so-Platt­ner-Insti­tut der Uni­ver­si­tät Pots­dam das Fach­ge­biet Algo­rithm Engi­nee­ring lei­tet, beschrieb die in mehr­fa­cher Hin­sicht pro­ble­ma­ti­sche Ent­wick­lung einer Ver­brei­tung von nicht-mensch­lich erstell­ten Nach­rich­ten deut­lich: „Eine Flut von KI-gene­rier­ten Inhal­ten bedroht die Finan­zie­rung von Qua­li­täts­jour­na­lis­mus. Unge­prüf­te Infor­ma­tio­nen in sozia­len Medi­en ver­drän­gen fun­dier­te Bericht­erstat­tung – eine gefähr­li­che Ent­wick­lung für die vier­te Gewalt und unse­re Demo­kra­tie.”

Dr. Chris­ti­ne Jury-Fischer, Geschäfts­füh­re­rin von Corint Media brach­te die Posi­tio­nen der Teil­neh­mer auf den Punkt: „Die erfolg­rei­che Ent­wick­lung Deutsch­lands als Inno­va­tions- und Wirt­schafts­na­ti­on eben­so wie der Euro­päi­schen Uni­on beruht auch maß­geb­lich auf dem Schutz von geis­ti­gem Eigen­tum. Es wäre kurz­sich­tig, dem Wert von geis­ti­gem Eigen­tum eine gerin­ge­re Bedeu­tung als dem – von KI erhoff­ten – Inno­va­ti­ons­po­ten­zi­al zuzu­ge­ste­hen und digi­ta­le Inhal­te ein­fach zum Null­ta­rif ver­wer­ten zu las­sen. Krea­ti­ve Leis­tun­gen sind die Grund­la­ge unse­rer Kul­tur und Wirt­schaft. Es muss daher einen fai­ren Inter­es­sens­aus­gleich geben zwi­schen einer pro­spe­rie­ren­den Digi­tal­wirt­schaft und einer glei­cher­ma­ßen inno­va­ti­ven Kul­tur- und Krea­tiv­wirt­schaft.“

In der Dis­kus­si­on wur­de ein­dring­lich gefor­dert, die Eva­lu­ie­rung der DSM-Richt­li­nie vor­zu­zie­hen. Laut Geset­zes­text muss dem EU-Par­la­ment bis spä­tes­tens 7. Juni 2026 ein Bericht über die Wirk­sam­keit der Richt­li­nie vor­ge­legt wer­den. Mit einer dar­auf­fol­gen­den Nach­schär­fung könn­ten Maß­nah­men zum Schutz von Inhal­ten ergrif­fen wer­den.

Mit ihren Posi­tio­nen fin­den die Teil­neh­mer der Dis­kus­si­ons­run­de ein Echo in der Bevöl­ke­rung: In einer von Corint Media im Vor­feld der Ver­an­stal­tung beauf­trag­ten reprä­sen­ta­ti­ven For­sa-Umfra­ge gaben 43 Pro­zent der Befrag­ten an, dass ihnen die zuneh­men­de Ver­brei­tung von Künst­li­cher Intel­li­genz der­zeit gro­ße oder sehr gro­ße Sor­gen berei­tet. Nur 17 Pro­zent sag­ten, die Ent­wick­lung besor­ge sie nicht. Zum Ein­satz Künst­li­cher Intel­li­genz als Pro­du­zen­ten von Nach­rich­ten zeig­te sich ein noch ein­deu­ti­ge­res Bild: 94 Pro­zent der Befrag­ten gaben an, dass Nach­rich­ten, die voll­stän­dig durch eine KI erstellt wur­den, auch als sol­che gekenn­zeich­net wer­den soll­ten.

Mit der Ver­an­stal­tungs­rei­he „Don’t Dis­rupt Demo­cra­cy“ beab­sich­tigt Corint Media auf ver­schie­de­ne Aspek­te der digi­ta­len Auf­merk­sam­keits­öko­no­mie auf­merk­sam zu machen, die sich durch ihr Dis­rup­ti­ons­po­ten­zi­al für bestehen­de Geschäfts­mo­del­le zugleich als Stress­test für die demo­kra­ti­sche Grund­ord­nung erwei­sen. Zum Auf­takt im Juni unter dem Titel „20 Jah­re Platt­form­öko­no­mie, 20 Jah­re Kampf um die Wahr­heit“ sprach Kar­tell­rechts­exper­te Pro­fes­sor Tho­mas Höpp­ner über die Mög­lich­kei­ten der Regu­lie­rung digi­ta­ler Gate­kee­per. Die Ver­an­stal­tungs­rei­he wird 2025 fort­ge­setzt.

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