Goog­le soll im ers­ten Schritt 5,8 Mio. Euro an Corint Media zah­len

Die für Urhe­ber­rechts­strei­tig­kei­ten zustän­di­ge Schieds­stel­le legt eine vor­läu­fi­ge Vergütungszahlung für die Nut­zung der Corint Media-Pres­se­inhal­te fest. Im Gegen­zug soll Corint Media Pres­se­leis­tungs­schutz­rech­te vorübergehend an Goog­le lizen­zie­ren. Anders als Goog­le geht die Schieds­stel­le damit von einer tat­säch­li­chen Nut­zung aus und sichert Ver­le­gern so ers­te Vergütungen zu. Ent­schei­dung ist nicht prä­ju­di­zie­rend – im Haupt­ver­fah­ren deut­lich höhe­re Sum­me erwar­tet.

Pres­se­mit­tei­lung
Ber­lin, 17.03.2023

Die Schieds­stel­le beim Deut­schen Patent- und Mar­ken­amt hat in der Aus­ein­an­der­set­zung um die rechts­wid­ri­ge Nut­zung von Pres­se­leis­tungs­schutz­rech­ten durch Goog­le eine inte­ri­mis­ti­sche Zah­lung von Goog­le an die Corint Media in Höhe von 5,8 Mil­lio­nen Euro für den Zeit­raum seit 7. Juni 2021 bis heu­te fest­ge­legt. Die Ent­schei­dung im einst­wei­li­gen Rechts­schutz soll wei­te­ren Scha­den von den Pres­se­ver­le­gern der Corint Media abwen­den. Das Reper­toire an Pres­se­inhal­ten der Corint Media beläuft sich heu­te auf ca. ein Drit­tel des Gesamt­mark­tes.

Mit die­ser Ent­schei­dung bestä­tigt die Schieds­stel­le die tat­säch­li­che Nut­zung von Pres­se­inhal­ten durch Goog­le. Goog­le selbst hat­te bis zuletzt bestrit­ten, über­haupt zu nut­zen und sich gewei­gert, für die von Corint Media wahr­ge­nom­me­nen Pres­se­leis­tungs­schutz­rech­te irgend­ei­ne vor­läu­fi­ge Ver­gü­tung zu zah­len. Corint Media hat­te Goog­le in den Gesprä­chen mehr­fach ange­bo­ten, die Ent­schei­dung über die Höhe der ange­mes­se­nen Ver­gü­tung den Gerich­ten zu über­las­sen und sich bis zur rechts­kräf­ti­gen Ent­schei­dung auf einen vor­läu­fi­gen Zah­lungs­be­trag zu ver­stän­di­gen.

Die Schieds­stel­le folgt damit der Pra­xis, die sie bereits im Micro­sof­t/­Bing-Eil­ver­fah­ren gezeigt hat­te: Als vor­läu­fi­ge Ver­gü­tung greift sie auf Sum­men zurück, die die nut­zen­den Unter­neh­men Corint Media in Ver­hand­lun­gen selbst ange­bo­ten hat­ten. So hat­te Goog­le bereits Anfang 2022 3,2 Mil­lio­nen Euro pro Jahr für die abschlie­ßen­de Lizen­zie­rung des Corint Media-Port­fo­li­os gebo­ten. Die­se Zah­lung sah Goog­le aller­dings als final an und woll­te damit Rechts­frie­den erzwin­gen. In die­sem Ver­fah­ren hat­te Goog­le erklärt, vor­läu­fig gar nichts zah­len zu wol­len. Die Schieds­stel­le folg­te dem aus­drück­lich nicht und bestimmt jetzt die Sum­me als vor­läu­fi­ge Min­dest­zah­lung bis zum abschlie­ßen­den Vor­schlag im Haupt­ver­fah­ren. Dort wird wei­ter über die ange­mes­se­ne Ver­gü­tung ent­schie­den – das Ergeb­nis wird in der zwei­ten Jah­res­hälf­te 2023 erwar­tet. Die von der Schieds­stel­le nun vor­ge­schla­ge­ne inte­ri­mis­ti­sche Zah­lung hat damit kei­ne prä­ju­di­zie­ren­de Wir­kung auf die aus­ste­hen­de Ent­schei­dung zur ange­mes­se­nen Ver­gü­tung in der Haupt­sa­che.

Corint Media erwar­tet, dass bei einer Ent­schei­dung der Schieds­stel­le im Haupt­ver­fah­ren als ange­mes­se­ne Zah­lung für die Nut­zung des Pres­se­leis­tungs­schutz­rech­tes hohe Mil­lio­nen­be­trä­ge bestä­tigt wer­den. Dies läge auf dem Niveau von Ent­schei­dun­gen in ver­gleich­ba­ren Märk­ten: So erhal­ten Pres­se­ver­le­ger in Aus­tra­li­en für die Nut­zung ihrer Inhal­te geschätzt rund 100 Mil­lio­nen Euro von Goog­le – in einem Markt, der nur rund ein Drit­tel des deut­schen Mark­tes aus­macht. In Frank­reich zahlt Goog­le für das Pres­se­leis­tungs­schutz­recht nach Bran­chen­an­ga­ben rund 45 Mil­lio­nen Euro an die dor­ti­gen Pres­se­ver­le­ger und zusätz­lich einen min­des­tens eben­so hohen Betrag für soge­nann­te Goog­le News Show­ca­se-Ver­trä­ge.

Mar­kus Run­de, Geschäfts­füh­rer Corint Media: „Die Pres­se­ver­le­ger der Corint Media wer­den auch fast zwei Jah­re nach Inkraft­tre­ten des Pres­se­leis­tungs­schutz­rech­tes von Goog­le ohne sach­li­che Recht­fer­ti­gung anders behan­delt als indi­vi­du­ell abschlie­ßen­de Pres­se­ver­le­ger. Sie erhal­ten weder Goo­gles eigens für die Rech­te­ein­räu­mung kon­stru­ier­ten ‚ENP- bzw. GNS-Ver­trä­ge´, noch irgend­wel­che vor­läu­fi­gen Ver­gü­tun­gen für erfolg­te Nut­zun­gen. Nun hat die Schieds­stel­le als spe­zi­al­ge­setz­lich vor­ge­se­he­ne ers­te Instanz ent­schie­den, was Goog­le vor­läu­fig zu zah­len hat, um zumin­dest die erkenn­bar rechts­wid­ri­ge Nut­zung von Pres­se­ver­öf­fent­li­chun­gen durch Goog­le zu been­den. Es bleibt nun abzu­war­ten, ob Goog­le sich wie Micro­soft ver­hält und vor­läu­fi­ge Zah­lun­gen auf nied­ri­gem Niveau bis zur rechts­kräf­ti­gen Haupt­sa­che­ent­schei­dung akzep­tiert. Oder ob Goog­le unter Aus­nut­zung sei­ner Qua­si-Mono­pol­stel­lung wei­ter­hin zu Las­ten der Pres­se­ver­le­ger und der eben­falls betei­lig­ten Jour­na­lis­ten, denen immer­hin ein Drit­tel jeder Ver­gü­tung zusteht, agiert. Das soll­te dann Gerich­te, Behör­den und den Gesetz­ge­ber alar­mie­ren.“

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