Land­ge­richt Ber­lin hält Kla­ge der Pres­se­ver­le­ger gegen Goog­le Inc. teil­wei­se für begrün­det

Fra­ge der Noti­fi­zie­rungs­pflicht des Leis­tungs­schutz­rechts der Pres­se­ver­le­ger geht an EuGH

Pres­se­mit­tei­lung
Ber­lin, 09.05.2017

Das Land­ge­richt Ber­lin hat heu­te beschloss­en, ein Vor­ab­ent­schei­dungs­ver­fah­ren zur Fra­ge der Noti­fi­zie­rungs­pflicht des am 1. August 2013 in Kraft getre­te­nen Leis­tungs­schutz­rechts der Pres­se­ver­le­ger beim Euro­päi­schen Gerichts­hof ein­zu­lei­ten. Das Gericht erklär­te in dem Ver­kün­dungs­ter­min wört­lich, es hal­te die Kla­ge der VG Media — Pres­se­ver­le­ger gegen die Goog­le Inc. zumin­dest teil­wei­se für begrün­det. Zu über­prü­fen sei aller­dings, ob das Gesetz bei der EU-Kom­mis­si­on vor Erlass – ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Bun­des­re­gie­rung – hät­te noti­fi­ziert wer­den müs­sen.

Zum Beschluss des Land­ge­richts Ber­lin erklärt Mar­kus Run­de, Geschäfts­füh­rer der VG Media: „Vor­zu­le­gen ist nur dann, wenn das Land­ge­richt Ber­lin in der Sache die Kla­ge in Gän­ze oder in Tei­len für begrün­det hält. Nur in die­sem Fall kommt es auf die Fra­ge der Noti­fi­zie­rung an, nur in einem sol­chen Fall ist vor­zu­le­gen. In der Sache selbst muss­te die Bun­des­re­gie­rung die Ein­füh­rung des Leis­tungs­schutz­rechts der Pres­se­ver­le­ger nicht bei der EU-Kom­mis­si­on noti­fi­zie­ren, da das Leis­tungs­schutz­recht kei­ne tech­ni­sche Vor­schrift im Sin­ne der hier ein­schlä­gi­gen Info-Richt­li­nie dar­stellt. Tech­ni­sche Vor­schrif­ten im Sin­ne der Richt­li­nie sind nur sol­che, die die Auf­nah­me oder die Aus­übung eines Diens­tes der Infor­ma­ti­ons­ge­sell­schaf­ten final und inten­siv beschrän­ken. Dies ist bei einem imma­te­ri­el­len Schutz­recht, das die Erbrin­gung des Diens­tes nicht behin­dert, son­dern nur zu einer Ver­gü­tungs­pflicht der Such­ma­schi­nen­be­trei­ber für die erlang­ten geld­wer­ten Vor­tei­le führt, nicht der Fall. Die Bun­des­re­gie­rung ging und geht, anders als das Land­ge­richt Ber­lin, wei­ter­hin davon aus, dass eine Noti­fi­zie­rungs­pflicht bei Erlass des Leis­tungs­schutz­rechts der Pres­se­ver­le­ger nicht bestand und das Gesetz daher anwend­bar ist. Die VG Media schließt sich die­ser Auf­fas­sung an.

Hin­ter­grund

Das Leis­tungs­schutz­recht der Pres­se­ver­le­ger (Pres­se-LSR) ist am 1. August 2013 nach Ver­ab­schie­dung durch den Deut­schen Bun­des­tag in Kraft getre­ten. Es regelt, dass Such­ma­schi­nen und News-Aggre­ga­to­ren für die Nut­zung von digi­ta­len Pres­se­er­zeug­nis­sen eine Ver­gü­tung an die Pres­se­ver­le­ger zah­len müs­sen.

Gegen­stand des Ver­fah­rens vor dem Land­ge­richt Ber­lin ist die urhe­ber­recht­li­che Durch­set­zung des Pres­se-LSR gegen die Goog­le Inc. Zunächst hat­te die Schieds­stel­le beim Deut­schen Patent- und Mar­ken­amt ent­schie­den, dass das Pres­se-LSR anwend­bar ist und Goog­le und ande­re grund­sätz­lich zu zah­len haben. Die wei­te­re gericht­li­che Durch­set­zung ist not­wen­dig gewor­den, da Goog­le die Anwend­bar­keit des vom Bun­des­tag erlas­se­nen Geset­zes und die sich aus dem Gesetz erge­ben­den Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen grund­sätz­lich ablehnt. Kar­tell­recht­li­che Fra­ge­stel­lun­gen zum Miss­brauch der Markt­macht durch Goog­le und zur Recht­mä­ßig­keit der erzwun­ge­nen Gra­tis­ein­wil­li­gun­gen wer­den in geson­der­ten Ver­fah­ren vor dem Kam­mer­ge­richt Ber­lin und der EU-Kom­mis­si­on ent­schie­den. Sie spie­len im Zuge die­ses urhe­ber­recht­li­chen Pro­zes­ses eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le.

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